Kommuniziert euch!

Übersicht

Mit rund drei Millionen Erwerbstätigen ist die Immobilienwirtschaft einer der größten Industriezweige in Deutschland. Und sie ist zugleich einer der kapitalintensivsten Sektoren unserer Volkswirtschaft. Unsere Branche betreut ein Immobilienvermögen von über 11 Billionen Euro inklusive Grund und Boden. Zum Vergleich: Der deutsche Staatshaushalt im Jahr 2019 liegt bei 356,4 Milliarden Euro, mein eigener Haushalt liegt sogar noch deutlich darunter.

Die Ausgangsbasis unserer Branche für die Kommunikation ist also eigentlich ideal: Jeder Mensch wohnt, jeder dritte ist Büronutzer. Shopping ist für (fast) jeden Alltag. Hotels finden sich immer in der Nähe, falls die Schwiegermutter zu Besuch kommt. Und Logistikzentren haben die meisten auch schon gesehen. Und dennoch haben wir als Branche ein riesiges Kommunikationsproblem. Viele Unternehmen wollen „unter dem Radar“ bleiben. Es scheint zur gebotenen Diskretion unserer konservativen Branche zu gehören, Geschäft zu machen, aber nicht darüber zu reden. Wir hören häufig, dass Informationen nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, Stillschweigen vereinbart wurde oder Dinge entgegen unserer Einschätzung irrelevant sind.

Doch wozu führt dieses vermeintliche Understatement? Schauen wir uns dazu mal eine uns allen bekannte und benachbarte Branche an, nämlich die der Banken. Wohl kaum ein anderer Wirtschaftszweig gilt als vergleichbar intransparent. Die Berichterstattung beruht häufig auf Aussagen aus „Marktkreisen“, „Gerüchten“ und dem wohlbekannten „Kein Kommentar“ der Presseabteilung oder Vorstandsebene. Und wie steht es im Gegenzug um das Vertrauen der Gesellschaft in die Bankenlandschaft? Spätestens seit 2008 gar nicht mehr glänzend. Das hatte natürlich strukturelle Probleme. Zahlreiche Fehler wurden gemacht, eines ergab das andere. In der Öffentlichkeit kam aber folgende Information an: Die Verluste steigen ähnlich rasant wie die Bonus-Zahlungen. Der Grund? Es wurde nicht kommuniziert. Heute erfüllen Bankhäuser in Deutschland enorm hohe Anforderungen an Transparenz, Sicherheit und Eigenkapitalquoten. Und dennoch hat sich ihr Ruf nicht verbessert. Sie sind eine Blackbox, die schweigt. Ganz gleich, mit welchen Anfeindungen sie konfrontiert wird. Dabei ist es doch gerade in schwierigen Zeiten fundamental, offen und ehrlich zu sein. Fehler kann man zugeben – übrigens auch in der Automobilwirtschaft.

Wollen wir als Branche den gleichen Weg beschreiten? Glücklicherweise gibt es Immobilienunternehmen, die das ganz klar verneinen. Sie sind transparent – in fast allen Bereichen. Das hat viele Gründe: Tolle Kommunikatoren, ein medienaffines Management oder auch gewinnbringend genutzte Transparenzanforderungen etwa im Zuge einer Börsennotierung. Diese Unternehmen pflegen auch in schwierigen Zeiten ein vertrauensvolles Verhältnis mit Journalisten. Diese reagieren mit einer fairen und ausgewogenen Berichterstattung. Auch wenn nicht jeder Artikel ein Jubelartikel sein kann.

Aber unter den 800.000 Unternehmen unserer Branche finden sich viele, deren Geschäftsmodell in der Öffentlichkeit überhaupt nicht erklärt wird. Wer weiß denn schon, was sich hinter Begriffen wie „Immobilieninvestment-Boutique“ oder „Sole Financial Advisor“ verbirgt. Wenn ein Mieter hört, dass ein luxemburgischer SICAV seine Immobilie erwirbt, ist er doch fast zwangsläufig erstmal verunsichert. Wenn ein Zeitungsleser erfährt, dass eine Pensionskasse ein Büroimmobilien-Paket für 100 Millionen Euro erwirbt, fragt er sich doch erst einmal, wofür. Diese offenen Fragen werden häufig nicht beantwortet – zumindest nicht durch uns. Die Deutungshoheit liegt dann weder bei uns noch bei den oft zu Unrecht gescholtenen Journalisten sondern bei den Medienkonsumenten, die von uns aber nicht genügend Futter dafür erhalten. Den Satz „Die Nachricht entsteht beim Empfänger“ kennen viele von uns. Doch was für eine Nachricht entsteht eigentlich, wenn wir keine Informationen geben? Missverständnisse sind so vorprogrammiert wie absichtlichen Missinterpretationen Tür und Tor geöffnet wird. Soll unsere Branche ein kapitalintensiver Industriezweig sein, den keiner überblickt? Oder wollen wir eine Branche sein, die Städte entwickelt, nachhaltig wirtschaftet und professionell agiert?

Das Credo muss lauten: Kommuniziert euch! Werdet medienaffin! Erklärt, was ihr macht! Seid ehrlich, offen und ansprechbar! Wir müssen die Kommunikation unserer Branche verbessern – und zwar pauschal. Es muss wieder Spaß machen, auf einer Party zu erzählen, dass man Asset Manager bei einem weltweit agierenden Investor ist. Unsere Eltern sollen allen erklären können, was sich hinter unserem Job als Property Manager verbirgt – und stolz darauf sein, was wir damit erreichen. Wir wollen das gemeinsam angehen – und die Transparenz einer Branche erhöhen, bei der Intransparenz noch zum guten Ton gehört.

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